Familienkrankheit Alkoholismus

Alkoholismus ist eine Krankheit, die unabhängig von Einkommen und sozialem Status jede Familie treffen kann. Nicht nur der Alkoholiker selbst ist krank, sondern sein gesamtes Umfeld. Lebens- und Ehepartner, Kinder, Freunde Verwandte und auch Arbeitskollegen leiden gleichermaßen unter den Folgen der Sucht. Indem sie versuchen, das Trinken des Alkoholikers zu kontrollieren, ihn nach außen zu decken und zu entschuldigen, fixieren sie sich zwanghaft auf den Alkoholiker und verlieren den Kontakt zu ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen.

Die Folge: Viele Angehörige entwickeln selbstschädigende Verhaltensweisen, erleiden depressive und psychosomatische Störungen und zum Teil lebensbedrohliche Krankheiten wie Schlaganfall, Herzinfarkt oder Krebs. Die Problematik der Angehörigen stellt ein eigenständiges Krankheitsbild dar, das sich von dem des Alkoholikers unterscheidet. In der Bundesrepublik leben ca. 2,5 Millionen Alkoholabhängige, die Zahl der betroffenen und mitleidenden Angehörigen wird auf mindestens das Drei- bis Vierfache geschätzt!

Wie schwerwiegend muss das Problem des Trinkers sein, damit Al-Anon helfen kann? Einige Trinker sind stärker betroffen als andere und es ist schwer den Grad zu ermessen, ob jemand ein Alkoholiker oder Problemtrinker ist. Ausschlaggebend für Freunde und Familienmitglieder ist nicht, wie schlimm das Trinkverhalten ist. Aus der Al-Anon Perspektive zählt nur: Stört Sie das Trinken?

Es gibt Menschen, die zu Al-Anon kommen, nachdem der Alkoholiker trocken geworden ist. Andere sogar, nachdem der Alkoholiker gestorben ist. Und nochmal ist es wichtig zu wissen: das Hauptanliegen Al-Anons ist es, allen Menschen zu helfen, die – auf welche Art auch immer – durch das Trinken eines anderen betroffen wurden, unabhängig davon, ob noch getrunken wird oder nicht.

Hier finden Sie ein Al-Anon Meeting in Ihrer Nähe

Erfahrungsberichte

Für sie: Wie ich merkte, dass ich ein Problem hatte

Ich wusste, dass ich Hilfe brauchte, als ich die Küchentür so heftig zu schlug, dass das Glas zerbrach. Ich hatte mich eben mit meinem Mann gestritten, war schrecklich wütend und erschrocken über mich selbst. Ich war nahe daran durchzudrehen.

Ich rief eine Freundin an und sie fragte mich, ob ich Interesse hätte, mit zu einem Al-Anon Meeting zu gehen. Ich sagte ihr, dass mein Mann ein schwerer Trinker sei, aber sicherlich kein Alkoholiker. Ich glaubte Alkoholiker wären unrasierte Männer, die an der Straßenecke saßen und um Geld bettelten. Ich lehnte es ab, meinen Mann als Alkoholiker zu bezeichnen.

Innerhalb einer Woche besuchte ich mein erstes Al-Anon Meeting. Ich war nervös. Ich konnte nicht zugeben, dass es Alkoholismus in meiner Familie gab und dass ich mit diesem Leben hoffnungslos überfordert war. Ich fand wunderbare Menschen in Al-Anon, die mich verstanden und mir bedingungslose Liebe und Akzeptanz anboten. (Barbara)

Für sie: Meine Geschichte

Mein Mann hat kürzlich zu Nüchternheit gefunden. Ich dachte damit würde mein Leben wieder in Ordnung kommen… wenn er nur mit dem Trinken aufhört. Also warum war ich nicht im siebten Himmel und überglücklich als er mit dem Trinken aufhörte?

Al-Anon half mir ehrlich zu sein und realistisch zu erkennen, dass es keine Schnellverfahren für eine Rückführung in ein geregeltes Leben gibt. So begann ich zu verstehen, dass manches Verhalten, das ich dem Trinken angelastet habe, nicht einfach aufhört, nur weil Nüchternheit erlangt wurde. Ich bin der Gemeinschaft, dem Programm und ihren Mitgliedern so dankbar, dass sie so ehrlich ihre Erfahrungen mit der Nüchternheit mit mir teilten und mich so vieles lehrten.

Während ich inzwischen sehr glücklich darüber bin, dass mein Mann nüchtern geworden ist und sich viele Dinge täglich verbessern, gibt es doch auch immer wieder neue Herausforderungen für mich. Ich war weder für sein Trinken, noch bin ich für seine Nüchternheit verantwortlich. Ich kann heute annehmen, dass ich mein Leben leben darf und ihm seine eigenen Wege zugestehe, so dass mein Glück und meine mentale Gesundheit nicht davon abhängen, ob er trinkt oder nicht. (Anonym)

Für ihn: Das Trinken meiner Frau führte mich in ein Al-Anon Meeting

Ich kam zu Al-Anon in der Hoffnung einen Weg zu finden, mit der Qual des Trinkens meiner Frau umzugehen. Das Chaos, die Zerstörung und die Einsamkeit waren überwältigend. Als engagierter Ehemann versuchte ich Dinge zu reparieren und alles wieder in Ordnung zu bringen. Ich war jedoch nicht im Stande dies zu erreichen.

Ich habe gelernt, dass ich ihr Trinken nicht kontrollieren konnte, aber dass ich viel tun konnte, um mir selbst zu helfen. (Thomas)